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Das Reallabor Rummelsberg

Die allgemeine Ausgangslage für das Budget für Arbeit in Rummelsberg gestaltet sich anders als in den Reallaboren Bigge und Neuwied. Bei den Aktivitäten im Reallabor Rummelberg muss in Betracht gezogen werden, dass im BBW Rummelsberg für den Personenkreis, bei dem nicht von einer Erwerbsminderung ausgegangen wird, andere Förderformate (UB, EGZ) möglich sind. Mit dem Modellvorhaben BüWa findet sich zudem regional ein Beispiel für einen anderen Ansatz für den Zugang zum allgemeinen Arbeitsmarkt.

Aufklärung und Beratung zur Stärkung der Inklusionschancen

Im Rahmen der laufenden berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen ( BvB) wurden Maßnahmeteilnehmende zu unterschiedlichen Möglichkeiten beraten, wenn klar wurde, dass eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung eine berufliche Perspektive darstellt. Es wurde direkt auf die Möglichkeit des BfA eingegangen und auch das in Bayern geförderte Programm des BüWa vorgestellt. Der Informationsaustausch erfolgte überwiegend mit den Eltern und fand bei insgesamt vier Teilnehmenden und den Angehörigen statt. Die konkrete Beratungssituation wurde in Präsenz durchgeführt. Aufgrund neuer und wiederkehrender Fragestellungen führte das BBW die Beratung fortlaufend (v.a. telefonisch) nach individuellem Bedarf weiter.
Der Mehrwert dieser Beratungen liegt dabei nicht im unmittelbaren Übergang ins BfA, sondern darin, dass das Wissen der Angehörigen über den „Weg Raus aus der Werkstatt“ deutlich erweitert wurde. In drei von vier Fällen wird eine Beschäftigung in einer WfbM vorgezogen, da die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmenden zum aktuellen Zeitpunkt besser beachtet werden können. Der weitere Teilnehmende beginnt eine Ausbildung im Berufsbildungswerk. Somit scheint die Anzahl an Personen, die aus einer BvB, direkt in ein BfA gehen können, sehr gering zu sein.
Durch die über den BvB Teilnehmerkreis hinausgehenden Akquisebemühungen des BBW Rummelsberg wurden zwei potentielle Budgetnehmende gefunden. Ein potentieller Budgetnehmer wurde intensiv begleitet. Im Ergebnis wurde der Antrag auf ein BfA abgelehnt. Über den Kontakt zur WfbM Altdorf konnte eine weitere potentielle Budgetnehmerin akquiriert werden. Die junge Frau war nicht in der WfbM tätig. Hier wurde ein anderer Ansatz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt realisiert. Der Erfolgsfaktor für die Aufnahme einer passenden Beschäftigung war die intensive Einzelberatung.
Auf der Grundlage der vielfältigen, prozessorientierten Beratungsaktivitäten, die den gedachten Weg hin zur Nutzung eines BfA begleiteten, können direkte Einblicke in die inhaltlichen Notwendigkeiten vor dem Hintergrund einer Vielzahl von Beteiligten sowie zu formal-administrativen Aspekten gewonnen werden. Ein wichtiger Teilaspekt ist hierbei eine Unkenntnis der Möglichkeiten des BfA sowie die Intransparenz des Antragsverfahrens bzw. das Fehlen eines formalisierten Ablaufs.

Grafik Landkarte mit Ortangabe der Tandempartner Rummelsberger Diakonie und KU Eichstätt des Reallabors Rummelsberg

Auf Grund der Aktivitäten und der konkreten Anfrage nach einem BfA sowie der Antragsstellung wurde im Bezirk Oberbayern ein Arbeitskreis gebildet, um künftig besser mit der Thematik umgehen zu können. Positiv ist, dass es ein hohes Interesse an Informationen zum BfA und der Nutzung vom BfA bei Werkstattträgern, bei Eltern, bei Anbietern von Unterstützter Beschäftigung und bei EUTBs gibt.
Diese Erkenntnisse bilden eine der wesentlichen Quellen für die Ausgestaltung eines modularen Beratungskonzepts. Die Darstellung einzelner Elemente der Beratungsprozesse und deren durch die KU Eichstätt wissenschaftlich hinterlegte Ausformung in ein Beratungskonzept werden im gleichnamigen Abschnitt dargelegt. Über nachfolgenden Button gelangen Sie bequem zum modularen Beratungskonzept.
Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse der Beratung der beiden potenziellen Budgetnehmer, dass ein kollektiver Austausch aller am BfA-Prozess Beteiligten hilfreich und notwendig ist, um individuelle Lösungen zu identifizieren und zu konsolidieren. Aufgrund dessen ein Runder Tisch im BBW Rummelsberg eingerichtet wurde.

Runder Tisch als Netzwerk und Informationsplattform

Der Runde Tisch in Rummelsberg führte zahlreiche Vertreterinnen, die am Prozess, dem Zustandekommen und der Begleitung eines Budgets für Arbeit beteiligt sind, zusammen, um untereinander und mit (potentiellen) Budgetnehmer:innen ins Gespräch zu kommen. Entsprechend dem inklusiven Selbstverständnis und dem partizipativen Forschungsansatz wurden Betroffene als Expert:innen integriert. Ein BfA-Nehmer und ein potentieller BfA-Nehmer wurden somit wichtige Gesprächspartner.

Sie brachten Erfahrungen und Kenntnisse ein, wodurch ein reger Austausch auf Augenhöhe ermöglicht wurde. Um den Runden Tisch versammelten sich: der Bayerische Behindertenbeauftragte Holger Kiesel, Vertreter:innen der Bundesagentur für Arbeit, einer Werkstätte für behinderte Menschen, des Bezirk Mittelfrankens, des Inklusionsamtes, des Integrationsfachdienstes, der Handwerkskammer, ein BfA-Nehmer sowie ein potentieller BfA-Nehmer.

Alle Beteiligten waren sich über eine wünschenswerte Fortführung des Runden Tisches einig. Der Runde Tisch wurde von allen Teilnehmenden sehr positiv erlebt. An zentraler Stelle wurde ein großes Informationsdefizit bei zahlreichen Einrichtungen und möglichen Maßnahmen genannt. Der gemeinsame Austausch erwies sich für die zukünftige Zusammenarbeit als sehr produktiv.

Stärkung der Selbstwirksamkeit durch Interessensabgleich

Im BBW Rummelsberg, einem dem Projekt zugehörigen Reallabor, wurde eine Interventionsstudie mit zwei Experimentalgruppen zur Nutzung des NVBIT durchgeführt. Zielgruppe waren Teilnehmer:innen der berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen (BvB). Die Erprobung zeigte, dass die Durchführung des NVBIT gepaart mit einem schriftlichen Ergebnisfeedback zu einer Erhöhung der leistungsbezogenen Selbstwirksamkeit der Teilnehmenden führte (Weißmann, Thieme, Wagner, Bartosch & Thomas, 2019).

Eine Stellungnahme zum praktischen Einsatz des NVBIT von den Nutzern in Rummelsberg belegt den wissenschaftlich nachgewiesenen Mehrwert dieses Instruments.

"Das BBW Rummelsberg nutzt den NBVIT seit vielen Jahren in den vorberuflichen Maßnahmen als Einstieg (Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB), Arbeitserprobung (AE), Eignungsabklärung (EA)). Der Interessenstest wird von allen Teilnehmenden sehr gut und auch gerne angenommen. Die Bearbeitung macht den meisten Teilnehmenden Spaß. Durch das bildgestützte Vorgehen ist der Test wirklich für alle TN ohne große Erklärungen machbar. Schön ist, dass das eigene Ergebnis sofort im Anschluss den Teilnehmenden als Datei oder im Ausdruck zur Verfügung steht.

Das Ergebnis des NVIT bespricht die zuständige Bildungsbegleitung oder Coach im Einzelgespräch mit dem/der Teilnehmenden. Dabei bietet uns der NVIT eine tolle Gesprächsgrundlage um die Wünsche, Interessen und damit die passenden Förderziele aufzudecken, zu erfassen und gemeinsam erste Schritte zu definieren. Als Anker können wir das eigene Wünschen und Wollen der Teilnehmenden nutzen, um daraus eine gute Wegeplanung mit den jungen Menschen zu entwickeln. Sozial erwünschte Antworten werden durch dieses Vorgehen minimiert oder lassen sich schneller aufdecken."

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