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Das Reallabor Neuwied

Die allgemeine Ausgangslage für das Budget für Arbeit gestaltet sich positiv (s. länderspezifische Ausgangslage). Mit dem wissenschaftlichen Tandempartner, der Universität Eichstätt, konnten im Reallabor Neuwied und der WfbM des Heinrich-Hauses verschiedenste Ansätze zur Optimierung der Inklusionschancen angestoßen werden.

Spannungsverhältnis der WfbM zwischen Wirtschaftlichkeit und Inklusion

In verschiedenen Projekten und Studien sowie den damit einhergehenden Interviewergebnisse wird für die WfbM die besondere Herausforderung beschrieben an sie erteilte Aufträge angemessen zu erfüllen und zugleich Werkstattbeschäftigte auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu überführen. Je nachdem wie eine Einrichtung aufgestellt ist, welche Werkstattbeschäftigtenzusammensetzung vorliegt sowie welche und wie viel Erfahrung sie mit der Vermittlung ihrer Beschäftigten auf den allgemeinen Arbeitsmarkt hat, müssen die Beteiligten unterschiedlich vorgehen. Das bedeutet, ein spezifisches Vorgehen, dass beispielsweise im Reallabor in Bigge gut funktioniert, muss nicht zwangsläufig in der gleichen Form in Neuwied funktionieren. Das nachfolgende Zitat beschreibt beispielsweise die Notwendigkeit der aktiven Auseinandersetzung mit der Thematik (Netzwerkanalyse): „Weil ich da sehr eng dran sein muss, den Mitarbeiter fördern muss, sehr viel Zeit aufwenden muss, um ihn fit zu machen und auch ihn zu platzieren. (…) Also es ist kein Selbstläufer.“ (Exp-06, Pos. 67)

Die normativen Vorgaben (Verordnungen/Gesetze etc.) legen lediglich fest, dass etwas gemacht werden muss, aber geben keine Anleitung, wie es in der eigenen Einrichtung praktisch umgesetzt werden kann. Und je nachdem wie weit der Transformationsprozess für die Vorbereitung von Menschen mit Behinderungen für den allgemeinen Arbeitsmarkt ins alltägliche Handeln übergegangen ist, kann die Motivation bei den Mitarbeitern einer WfbM unterschiedlich groß ausgeprägt sein, Werkstattbeschäftigte auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt unterzubringen. „Einerseits muss ich schauen, dass mein Laden läuft. Weil die Löhne müssen erwirtschaftet werden. Dann will ich natürlich auch meine, vielleicht fitteren Leute sowieso behalten. Weil die müssen ja auch systemimmanent die Schwächeren mittragen, die jetzt weniger erwirtschaften können.“ (Exp-35, Pos 45)

Wie kann die Teilhabe am Arbeitsleben und der Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt mit Hilfe des Budgets für Arbeit trotzdem gelingen?


Grafik Landkarte mit Ortangabe der Tandempartner Heinrich-Haus und KU Eichstätt des Reallabors Neuwied

Durch Kontinuität und Beharrlichkeit Inklusion ermöglichen

Damit trotz der großen Herausforderung entgegengesetzter Interessen das Budget für Arbeit durch die Unterstützung einer WfbM vorangebracht werden kann, hilft es das Gesamtziel in kleinere Schritte aufzuteilen. Auf diese Weise wird einerseits verhindert das große Ziel „die Teilhabe am Arbeitsleben von Menschen mit Behinderung“ nicht aus den Augen zu verlieren, andererseits sorgen kleinere Schritte und Teilziele dafür, dass Erfolgserlebnisse spürbar sind.

Sensibilisierung von WfbM-Mitarbeiter:innen und Werkstattbeschäftigten

Die internen Strukturen im Heinrich-Haus zur Verankerung des BfA wurden in 2022 weiter erarbeitet. Ein Konzept zum Thema „Integration“ ist kurz vor der Verabschiedung. Aufgrund einer regelmäßigen und flächendeckenden Information der Leistungsnehmenden in Bezug auf Integration auf den allgemeinen Arbeitsmarkt wird ein stark zunehmendes Interesse an Beratung und tatsächlicher Inanspruchnahme von z.B. ausgelagerten Arbeitsplätzen verzeichnet.

Netzwerk- und Sozialraumanalyse der Modellregion

Im Rahmen des Projektes BfA-Gelingt wurden die Strukturen und Möglichkeiten des Heinrich-Hause in Neuwied im Sinne einer Sozialraumanalyse analysiert. Gleiches gilt für die übrigen Modellregionen in Bigge und Rummelsberg.
Die Sozialraumanalysen der Modellregionen geben Rückschlüsse darüber, wie die Lebenswelten von Menschen mit Behinderungen in engem Bezug zu ihrer Einrichtung, Freizeitaktivitäten oder weiteren Institutionen stehen. Hierüber sind Rückschlüsse auf Förderfaktoren sowie Barrieren möglich, die die Inanspruchnahme des BfA erleichtern bzw. erschweren. Als zentrale Indikatoren für die Recherche der Sozialdaten wurden die Angaben zur Bevölkerungsstruktur, zur Erwerbs-, Einkommens-, Bildungs- und Wohnsituation sowie zur Infrastruktur festgelegt. Diese bilden die Grundlage für eine (Weiter)Entwicklung der Arbeit im Reallabor mit dem Ziel, die Erkenntnisse über hemmende und fördernde Faktoren bei der Nutzung des BfA in konkrete Handlungsprozesse und Produkte zu über-führen, die in ihrer Gesamtheit die gewünschte Stärkung des BfA als geeignetes Instrument zur Förderung der Inklusion herbeiführen. Dabei gewährleistet der Ansatz des Reallabors, dass nicht nur die Einrichtungsperspektive zum Tragen kommt. Die methodische Umsetzung wurde und wird von den wissenschaftlichen Tandempartnern (JLU Gießen und KU Eichstätt) gewährleistet.

Kompetenzanalyse und Interessensabgleich

Wurden die Werkstattbeschäftigten sowie die Mitarbeiter:innen der WfbM zum Budget für Arbeit als Instrument zur Teilhabe am Arbeitsleben aufgeklärt, können die nächsten Schritte angegangen werden. Im Reallabor Neuwied wurden beispielsweise potentielle Budgetnehmer:innen hinsichtlich ihrer Tätigkeitsvorlieben befragt. Für diesen Zweck wurde der NVBIT der Universität Eichstätt verwendet. Dieses standardisierte Assessmentinstrument ermöglicht neben der Eingrenzung vielfältiger Tätigkeitsvorlieben auch die Weitung des Tätigkeitshorizonts. Gerade letzteres ist hilfreich um alternative Tätigkeitsfelder zu erschließen, falls sich ein angestrebter Beruf oder eine Tätigkeit nicht realisieren lässt. Erweitert werden kann dieser Ansatz durch praktische Erprobungen innerhalb einer WfbM.
Bei allen Praxispartnern des Projektes BfA-Gelingt wurden niedrigschwellige Mitarbeiterschulungen zum NVBIT angeboten. Diese umfassten die technische Umsetzung, den Umgang mit dem automatischen Feedback sowie die Interpretation und Beratung mit dem Instrument.
Eine Beschreibung zum NVBIT finden Sie im Abschnitt über digitale Medien.

Digitales Coaching und Medienkompetenz

Wie im Reallabor Bigge wurde den Werkstattbeschäftigten auch in der WfbM in Neuwied die Möglichkeit gegeben sich mit dem digitalen Coaching-Tool „Ambulatory Monitoring“ auseinanderzusetzen. Informationen zum Ambulatory Monitoring sowie der hierfür hilfreichen Medienkompetenzschulung finden Sie im Abschnitt digitale Medien.
Die Auseinandersetzung mit modernen Coachingtools und der Schulung entsprechender Kompetenzen kann potentiellen Budgetnehmer:innen helfen Ängste in der Begleitung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu nehmen. Gleichzeitig wird damit dem Wunsch von Arbeitgebern entsprochen eine durchgängige Begleitung zu gewährleisten als auch den Unterstützungskreis über die Integrationsfachdienste zu erweitern.

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