Direkt zum Inhalt Direkt zur Hauptnavigation

Teilhabe am Arbeitsleben benötigt eine multidimensionale und flexible Beratungsstruktur

Zur Förderung der Inklusion brauchen Beteiligte (Arbeitgeber, Menschen mit Behinderung, unterstützende Einrichtungen (WfbM, Integrationsfachdienst etc.) keine Beratung für alle, sondern eine die für ihre konkrete Situation am besten geeignet ist. Dies schließt einen ganzheitlichen Blick ein, der notwendige Themen aufgreift, Themen auf die individuelle Situation verständlich und in der Sprache der zu beratenden Person vermittelt.

Modular statt linear

Das Konzept umfasst acht Bausteine, die verschiedene Phasen in der Beschäftigung zukünftiger Arbeitnehmer:innen über das Budget für Arbeit in den Blick nehmen. Die verschiedenen Themenbausteine können je nach Bedarf und individueller Situation aufgegriffen werden. Es ergibt wenig Sinn alle Beisteine in der Praxis anzuwenden, wenn für spezifische Themen kein Bedarf vorliegt. 

Baustein 1: Informationsarbeit leisten

  • Informationen zum BfA sowie zur allgemeinen Verankerung beruflicher Inklusion im Rahmen des Bundesteilhabegesetzes und der UN-BRK
  • Informationen zur Zielgruppe und ihren Wünschen, Sorgen und Bedürfnissen
  • Informationen zur WfbM und anderen Leistungsanbietern (insb. zum Tätigkeitsspektrum)
  • Sorgen von Arbeitgebern, die noch keine Erfahrungen zum BfA haben
  • Erfahrungen von Arbeitgebern und Gute-Praxis

Baustein 2: Kontakt initiieren

  • Erfolgreiche Möglichkeiten zur Schaffung eines Erstkontakts
  • Gestaltung von Ausschreibungen und Bewerbungsverfahren für Menschen mit Behinderung

Baustein 3: Möglichkeiten der Erprobung schaffen

  • Möglichkeiten zur kurz-, mittel- und längerfristigen Exploration
  • Gestaltung von Praktika

Baustein 4: Ausgestaltung des Arbeitsverhältnisses

  • Möglichkeiten zur Einholung weiterführender Informationen
  • Verlauf der Antragsstellung
  • Möglichkeiten bei der Ausgestaltung des Arbeitsvertrages
  • Möglichkeiten zur Beantragung zusätzlicher Unterstützungen

Baustein 5: Geeignete Tätigkeiten identifizieren

  • Sinnstiftende, würdestiftende und einbeziehende Tätigkeiten
  • Nutzung von Job-Carving
  • Ableitung von Stellenprofilen für Ausschreibungen
  • Arbeitssicherheit und Datenschutz

Baustein 6: Sensibilisierung von Kolleg:innen

  • Information von Mitarbeiter:innen über das Budget für Arbeit
  • Information der Mitarbeiter:innen über neue Kolleg:innen, Behinderung und Unterstützungsbedarfe
  • Formen des Konfliktmanagements und deren Etablierung
  • Möglichkeiten der Unterstützung und Einbeziehung der Mitarbeiter:innen

Baustein 7: Nachhaltige Begleitung

  • Ausgestaltung der Anleitung und Begleitung
  • Rolle der WfbM im Begleitungsprozess
  • Probleme im Verlauf und Lösungsansätze
  • Notwendigkeit der Beendigung von Arbeitsverhältnissen

Baustein 8: Inklusive Unternehmenskultur

  • Veränderungen im Unternehmensleitbild
  • Präsenz des Inklusionsgedankens im Unternehmen
  • Entwicklung eines stufenweisen Beratungskonzepts für (potenzielle) Budgetnehmer:innen

Besondere Themen für Arbeitgeber

Jobcarving - Offenbarung von Tätigkeitsmöglichkeiten

Im Zusammenhang mit dem Beratungskonzept des Projektes BfA-Gelingt erfolgte eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Ansatz des Job Carving. Dies ist eine Methode, um bestehende Stellen, Aufgabe und Tätigkeiten in einem Unternehmen zu analysieren und daraus neue Stellenprofile zu generieren. Als inklusionsfördernde Strategie wurde es in Deutschland u.a. im Rahmen eines Projekts des LWL Integrationsamtes (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) durchgeführt.

Die gemeinsame Suche von einfachen, leicht zu erlernenden Tätigkeiten in einem Unternehmen mit dem Ziel ein Stellenprofil für einen Menschen mit Behinderung abzuleiten, wurde von dem Team der KU Eichstätt im Rahmen eines Job-Carving Workshops erprobt. Als Partner für diese Erprobung konnte das Unternehmen erlich-Textil aus Köln gewonnen werden.

Das Angebot im Detail:

  • Digitaler Einführungsvortrag: Was ist Job-Carving?
  • 2 Workshoptage mit zwei Abteilungen • Anwendung von Job-Carving an einem Modell-Fallbeispiel
  • Beobachtung von Arbeitsprozessen
  • Gemeinsame Identifikation von Tätigkeiten, die zu Stellenprofilen geclustert werden können und zentraler Kompetenzen von Bewerber*innen
  • Impulsvortrag und Austausch mit dem Job-Coach einer regionalen WfbM
  • Vorstellung möglicher Praktikant*innen und deren Kompetenzen durch den Job-Coach
  • Planung des weiteren Vorgehens

Das Unternehmen erlich-Textil konnte konkrete Tätigkeiten in den Bereichen Marketing, Produkt Innovation, Kreation und Lager identifizieren. Eine weitere Einteilung ergibt zwei Schwerpunkte. Der erste Tätigkeitsschwerpunkt umfasst Tätigkeiten, die für Personen, die gerne am PC arbeiten, geeignet sind. Diese können wiederum in zwei Unterbereiche “Kommunikation” und “Datenbankpflege” unterteilt werden. Der zweite Tätigkeitsschwerpunkt ist umfassender angesiedelt und umfasst Tätigkeiten im Bereich der Hauswirtschaft und Retouren-Management.

Als besonders zielführend hat sich die direkte Einbindung eines Ansprechpartners einer regional ansässigen WfbM herausgestellt. Dies führte zum einen dazu, dass einerseits erlich-Textil sich als attraktiver Arbeitgeber mit Ideen für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung präsentieren konnte. Zudem konnte der regionalen WfbM die Möglichkeit gegeben werden, sich und ihre Arbeit vorzustellen sowie auf konkret interessierte Personen aufmerksam zu machen.

Als Implikationen für das weitere Vorgehen im Kontext Job-Carving zeigt sich, dass bzgl. weiterer Workshopangebote individuelle Lösungen zu gestalten sind, um mehr Unternehmen für die Teilnahme zu gewinnen.

Wir benötigen Ihre Zustimmung.
Dieser Inhalt bzw. Funktion wird von Linguatec Sprachtechnologien GmbH bereit gestellt.
Wenn Sie den Inhalt aktivieren, werden ggf. personenbezogene Daten verarbeitet und Cookies gesetzt.